Mundartgruppe

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Vereinsvorstände,
im Juni 2023 ist die App „PALAVA – Wie spricht NRW?“ online gegangen. Es handelt sich um eine mobile App fürs Smartphone, mit der Sprachdaten zur alltäglichen Sprache der Menschen in NRW erhoben werden. Erstellt wurde die App von den Landschaftsverbänden LVR und LWL.

Über die Aufnahme-Funktion des Smartphones können die Benutzer*innen zu unterschiedlichen, abwechslungsreichen Fragen Sprachaufnahmen machen. Eingesprochene Ergebnisse sind direkt für alle Interessierte auf einer sprechenden Sprachkarte zu hören. Zusätzlich werden die Sprachforscher*innen die ausgewerteten Ergebnisse in Form von Karten und Texten in der App sowie auf entsprechenden Plattformen (u.a. dat-portal.lvr.de) für die interessierte Öffentlichkeit präsentieren. Zweck von PALAVA ist es, mehr Wissen zur sprachlichen Vielfalt von Nordrhein-Westfalen zu erhalten.

Auf den bisher erstellten Karten zeigen sich leider noch „weiße Flecken“. Hier kommen Sie ins Spiel! Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie unseren Aufruf zur Mitarbeit an der PALAVA-App in Ihrem Verein teilen würden, so dass zukünftig auch für Ihre Region Sprachdaten vorliegen, die uns bei der Erforschung von Nordrhein-Westfalens regionaler Sprache helfen. Die App steht in allen gängigen App-Stores zum Download bereit.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie in dieser Pressemitteilung zum Start der App aus dem Juni.
Wir danken Ihnen ganz herzlich für Ihre Hilfe!

Mit freundlichen Grüßen
das ILR-Sprachteam

Wissensportal „Sprache im Rheinland“

Auf der Homepage des LVR finden Sie neben der interaktiven Anwendungen „Sprechende Sprachkarte“ (über 150 Dialektaufnahmen) und dem regionalen „Mitmachwörterbuch“ jetzt auch das neue Wissensportal „Sprache im Rheinland“:

Sie interessieren sich für Herkunft und Bedeutung von rheinischen Namen wie Jupp Schmitz und Mia Peters? Diese und viele weitere Vor-, Familien-, Orts-, Gewässer- und Straßennamen haben wir näher unter die Lupe genommen. Daneben finden Sie umfangreiche Informationen zu Dialekten und Regiolekten: Wo sagt man zur Zwiebel „Öllich“ und wo heißt sie „Look“? Und wo ist man zum Beispiel „auf Jück“, „auf Schöcklebomm“ oder „auf Jusch/Jüsch“? Ein Blick auf die über 100 Sprachkarten gibt Aufschluss über die regionale Verteilung von typisch rheinischen Wörtern. Aber auch die Sprecher*innen selbst stehen bei uns im Scheinwerferlicht: Bei wem ist ein Satz wie „Et blief hück nix övver“ zu hören? Und bei wem klingt das eher so: „Et bleibt heute nix übber“?

Natürlich ist das Wissensportal noch längst nicht vollständig – wir arbeiten weiterhin daran und stellen Woche für Woche weitere Artikel, Sprachkarten und Tonaufnahmen ein.

Schauen Sie doch einmal vorbei! 

Mit freundlichen Grüßen aus Bonn
Ihr LVR-Sprachteam

„Dat Portal. So spricht das Rheinland“

Im Februar 2022 hat das LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte ein neues Online-Angebot präsentiert: Auf „Dat Portal. So spricht das Rheinland“ (https://dat-portal.lvr.de/)  informieren die Sprachwissenschaftlerinnen des LVR umfassend über rheinische Dialekte und Regiolekte, über Orts- und Personennamen, über die Sprachgeschichte des Rheinlands und vieles mehr. Daneben gibt es eine Vielzahl von Sprachkarten und fast 4.500 Einträge im „Wörterbuch der rheinischen Alltagssprache“ (ehemals „Mitmachwörterbuch“).

Nun wird „Dat Portal“ um eine neue Nutzungsmöglichkeit erweitert: ein Verzeichnis aller interessierten Vereine im Rheinland, die sich mit der hiesigen Sprache in all ihren Facetten beschäftigen. So soll die Möglichkeit geboten werden, sich untereinander noch besser zu vernetzen. Dafür können neben den Kontaktdaten auch die Arbeitsschwerpunkte des Vereins angegeben werden: Theatergruppe, Platt-Café, Wörterbuch – all das kann in die Liste aufgenommen werden, so dass auf einen Blick erfasst werden kann, in welchem Ort zu welchem Thema bereits Erfahrung vorhanden ist.

Die Mundartgruppe des HVV Uedem

Die Mundartgruppe hat sich nach über 40 Jahren aufgelöst. Hier eine Beschreibung der Gruppe über ihre eigene Arbeit:

Im September 1981, als es noch den Plauderfrühschoppen gab, bat der Vorstand des Heimat- und Verkehrsvereins Franz Bremers, sich gemeinsam mit interessierten Uedemer Bürgern dem Thema „Pflege von Mundart und Brauchtum“ zu widmen. Ein rundes Dutzend kam zwei Monate später zusammen und stellte verblüfft fest, wie interessant und vielfältig ein Schritt in unsere jüngste Vergangenheit sein kann, wenn man das „tägliche Leben der Uedemer“ und unser Üms Platt näher betrachtet.

Zunächst galt es, in die Vielfalt der möglichen Betätigungsgebiete Ordnung zu bringen. So bildete man Themenkreise mit entsprechenden Überschriften, wobei natürlich alle Ortsteile des heutigen Uedems berücksichtigt wurden.

Die vorläufigen Themen, mit denen man sich beschäftigen wollte, waren die Folgenden:

  1. Flächenplan Uedems mit noch bekannten alten Straßennamen
  2. Bilderbuch „Alt Uedem, Keppeln, Uedemerfeld und Uedemerbruch“
  3. Karneval und Sammlung alter Büttenreden
  4. Typisches Brauchtum, originelle „Döntjes“
  5. Arbeit und altes Werkzeug

Schon bald galt der erste Montag im Monat als Treffpunkt der Mundartgruppe in der Gaststätte „Zum Mühlentor“ bei „Mutt Bremers“. Neben vielen Abenden des Klönens und Witzeerzählens wurden bei der Arbeit der Mundartgruppe auch greifbare Resultate erwirkt. Allen voran die Bücher-Trilogie: Im ersten Band „Wet gej noch, wij’t frugger was“ wird in alten Bildern das Leben unserer Stadt im Zeitraum von ältester Photographie bis Ende des Zweiten Weltkrieges, jedoch vor der Zerstörung Uedems geschildert.

Im zweiten Band „Uem – frugger on vandaag“ wird auf jeder aufgeschlagenen Doppelseite eine genaue Gegenüberstellung von Gewesenem und Heutigem, am Beispiel von Straßen und Baulichkeiten, Arbeit und Broterwerb, Aufgabenerfüllung und Lebensempfindung gezeigt – und dies immer wieder aus Uedem, Keppeln, Uedemerbruch und Uedemerfeld.

Im dritten Band „Bräuche, Sitten und Regeln im Jahresablauf am unteren Niederrhein“ wird der große Reichtum an Nennenswertem und Erhaltenswertem aus früherer Zeit, an Bräuchen, Sitten und Regeln, in erzählenden Schilderungen und illustrierenden Bildern festgehalten.

Die Mundartgruppe steht außerdem in engen Kontakt zur Gemeindeverwaltung, um sich einzubringen bei Namensgebungen von Straßen und Plätzen, beim Erforschen jüngerer geschichtlicher Hintergründe und historischer Standorte wie zum Beispiel die der Stadttore Uedems. Nicht zu vergessen ist die Sammlung von alten Maschinen und Werkzeugen für die handwerkliche und industrielle Herstellung von Schuhen, wie sie im Schusterstädtchen Uedem beheimatet war und heute noch in einem kleinen Museum in der Hohen Mühle zu sehen ist. Erwähnenswert ist sicher auch, dass die Damen in mehreren Gruppen das Uedemer Platt gelehrt und weitergegeben haben.

Die Freude an der Arbeit kam nicht zu kurz – hier sei an die Mundartnachmittage und –Abende erinnert, die in Uedem und Uedemerbruch einem zahlreichen Publikum geboten wurden. Im Großen Historischen Festzug durch Uedem im Jahre 1994 wurden die Uedemer Originale dargestellt, die im ersten 1. Buch beschrieben wurden.