Am 10. Mai 1940 fuhren sieben Panzerzüge beim Einmarsch in die Niederlande um 5.35 Uhr über die Grenze. Einer fuhr davon in Uedem los und nur einer erreichte sein Ziel, die Überquerung wichtiger militärischer Hindernisse.
Seit dem Frühjahr waren damals viele militärische Einheiten an den Niederrhein verlegt worden. Das Infanterieregiment 481 wurde in Uedem, Keppeln, Uedemerbruch und Uedem stationiert. Am 6. März 1940 wurde das Regiment darüber informiert, dass der Einsatz des Infanterieregiments von Uedem aus mit einem Panzerzug und einem Transportzug erfolgt. Hierzu würde der Befehl mit Farbe und Uhrzeit noch mitgeteilt werden. Der 9.Mai begann wie immer. Gegen 14.05 Uhr kam der Befehlt Grün 100535. Diese getarnte Meldung bedeutet, dass am 10.5. um 5.35 Uhr der Einmarsch in die Niederlande erfolgen soll.
Die Soldaten wurden informiert und verabschiedeten sich von den Menschen, wo sie über drei Monate einquartiert waren. Am Abend traf der Panzerzug auf dem Uedemer Bahnhof ein. Bei einem solchen Panzerzug fährt die Lok in der Mitte des Zuges. Die Abteile und die Lok sind Stahlplatten gepanzert. Auf den ersten und den letzten Waggon waren Geschütze und schwere Maschinengewehre geladen. Der Transportzug hatte 12 Waggons für Soldaten, einen Sanitätswagen, Güterwagen für Floßssäcke und offene Güterwagen für Maschinengewehre.
Gegen 3 Uhr nachts fuhren der Panzerzug und der Transportzug mit Soldaten besetzt zuerst nach Hassum und wartete dort bis zur Angriffszeit. In der Zwischenzeit war eine verkleidete Truppe deutscher Soldaten heimlich über die Grenze nach Gennep gelaufen und konnten die holländischen Soldaten an der Maasbrücke bei Gennep überrumpeln. So konnte der Zug die Brücke bei Gennep passieren. Über diesen Einsatz berichtet der Schütze Surek in eine Brief: … Nachts hatten wir, die drei Schützenkompanien des III. Bataillon in Uedem dem Güterzug (Transportzug) bestiegen. …… Vor uns fuhr ein Panzerzug. Ab Goch waren die Türen zu schließen. Bei Anbruch des Tages fuhren wir in Richtung Grenze. Bald quetschten wir uns an die Ritzen und offenen Klappen des Güterwagens. Mitten auf der Maasbrücke war unser Güterzug stehengeblieben! In 10 -20 m Tiefe floß unter uns die Maas. … Wenn wir Artilleriefeuer bekämen oder die Brücke gesprengt würde, wären wir verloren. Die Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten. Endlich fuhren wir weiter.“
Der Panzerzug und der Transportzug fuhren noch weiter und passierten auch die holländische Peelstellung bei Mill. Diese Peelstellung war hinter der Maas die zweite und letzte militärisch befestigte Verteidigungslinie bis zum Meer. Der Panzerzug stand bei Zealand 2 km hinter der Peelstellung und fuhr dann wieder zurück, um die nachfolgenden Truppen zu unterstützen. Dabei wurde der Zug an der Peelstellung durch den Einsatz der holländischen Soldaten, die in der Zwischenzeit Sperren einbauten, zum Entgleisen gebracht. Erst am Abend wurde die Peelstellung von den Deutschen erobert. Eine Woche später kapitulierte die Niederlande und anderthalb Monate später auch Belgien und Frankreich.
Der Panzerzug 5 überquerte nicht bei Venlo die Brücke, ebenso der Panzerzug 7 von Elten nach Westervoort. Auch die Panzerzüge 3 aus Borken, 4 aus Bentheim und 6 aus Weener an der Nordseegrenze erreichten nicht ihre Ziele. Nur der Panzerzug aus Uedem konnte die Ziele das Überqueren der Maasbrücke und die Eroberung der Peelstellung umsetzen.
Über den Einsatz des Panzerzuges liegen einige Dokumente vor, die in den Kurzbericht nicht detailliert erwähnt werden konnte. Daher plant der Heimat- und Verkehrsverein Uedem eine Veröffentlichung des Berichtes und sammelt derzeit Spenden für das Buchprojekt.