Der 1. Weltkrieg war vorbei und man hätte meinen können, die Bürger in und um Uedem hätten das Schlimmste überstanden. Weit gefehlt! Mit der belgischen Besatzung begann für sie eine Zeit, die ihnen auf vielfältige Weise mächtig zusetzen sollte. Hiervon berichtet der Bürgermeister Osterkamp in der „Geschichte über die Besetzung durch die Belgier vom 17./18. Dezember 1918 bis 02. Dezember 1919“. Wie sich diese Besetzung auf den einzelnen Bürger ausgewirkt hat, wird unter Zuhilfenahme des o. a. Berichtes geschildert. Im Waffenstillstand von Compiègne vom 11. November musste die provisorische Regierung einwilligen, dass Truppen der Siegermächte das linksrheinische Gebiet besetzten. Demzufolge „wurde bekannt, dass auch die kleinsten Gemeinden des linken Niederrheins mit belgischen Besatzungstruppen belegt werden sollten.“ So auch Uedem, Uedemerfeld, Uedemerbruch und Keppeln.
Am 14. Dezember kam die erste amtliche Mitteilung des Herrn Landrat, dass für den Verwaltungsbezirk Uedem-Keppeln mit einer Belegung von ca. 10 Offizieren, 250 Mann und 250 Pferden gerechnet werden müsste. Drei Tage später „erschien eine Patrouille belgischer Soldaten als Quartiermacher. Eine der ersten Maßnahmen bestand darin, eine belgische Fahne für die Ortskommandantur zu beschaffen. Die Unterbringung der Soldaten durfte nur in Massenquartieren (Säle und Schulen) erfolgen, wobei noch gefordert wurde, dass die Quartiere möglichst dicht zusammen lagen. Die Massenquartiere mussten nach einer Vorschrift genau schematisch eingerichtet werden und nach Größe und Form einheitliche Betten und verschließbare Spinde enthalten. Da infolge des Krieges Bettzeug und Betttücher im freien Handel nicht zu haben waren, wurden diese Sachen bei den Bürgern in allen Gemeinden des Verwaltungsbezirkes in großer Zahl (ca. 4-500 Betttücher) zusammengeholt bzw. requiriert.
Was weiter geschah ist dem Buch des Heimatvereins Uedem mit dem Titel „Uedem im 1. Weltkrieg“ zu entnehmen. Das Buch ist zum Preis von 15 € bei den Blumenladen Georg van Beek und in der Hohen Mühle erhältlich. Die belgische Besatzung endete am 31.01.1926, nach dem Abzug fand eine große Feier statt.
Das Bild zeigt den späteren Bürgermeister Osterkamp, der im Jahre 1928 den Bericht über die belgische Besatzung verfasste. Das andere Bild zeigte den Marktplatz in Uedem in den 20er Jahren, wo die belgischen Soldaten patrouillieren und die Uedemer Bürger ihre Pässe vorzeigen mussten.